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Landwirtschaft & Umwelt

Vollspaltenboden-Verbot bedeutet Ende der Selbstversorgung mit Schweinefleisch

Walter Lederhilger, Obmann des Verbandes Österreichischer Schweinebauern (VÖS): Es wird politisches Kleingeld auf Kosten der Schweinebauern gewechselt!

Wien, 6. Juni 2019 APA- ”Die heimischen Schweinebauern sind seit geraumer Zeit massiver einseitiger und unkonstruktiver Kritik ausgesetzt. Die Landwirtinnen und Landwirte sind enttäuscht und auch verärgert. Nicht nur wird ihre Arbeit zu wenig geschätzt, sie werden von bestimmten Tierschutzgruppen beinahe als Verbrecher dargestellt. Zuletzt wurde der perforierte Boden in den Ställen, auch als Vollspaltenboden bekannt, zum neuen Feindbild erkoren. Die heimische Schweinehaltung wird in den Kampagnen als Schlusslicht Europas bezeichnet, dies wird mit angeblichen ‘Studien’ untermauert, die nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Mit dem angekündigten Antrag auf ein Verbot erreicht die Verleumdung der heimischen Schweinebauern einen neuen Höhenpunkt”, kritisiertWalter Lederhilger,Obmann des Verbandes Österreichischer Schweinebauern (VÖS).

„Vor Neuwahlen besteht die Gefahr, dass populistische Maßnahmen gesetzt werden, welche sich im Nachhinein nur zu oft als unsinnig und teuer herausgestellt haben. Mit dem angekündigten Antrag für ein Verbot der Vollspaltenböden wird nun versucht, politisches Kleingeld auf Kosten der heimischen Schweinebauern zu wechseln”, warnt Lederhilger.

„Ich ersuche alle Abgeordneten, welchen die heimische Landwirtschaft und damit auch die Schweinehaltung ein Anliegen ist, einem solchen Verbot die Zustimmung zu verweigern. Ein unmittelbares Verbot hätte massive negative Auswirkungen für die Schweinebauern und würde wohl vollends das Ende der Selbstversorgung mit heimischem Schweinefleisch bedeuten. Damit werden Importen Tür und Tor geöffnet, es wird heimische Wertschöpfung zunichte gemacht und der ländliche Raum massiv geschwächt. Sollte es wirklich zu einem Verbot der Vollspaltenböden bei uns kommen, muss im Handumdrehen auch ein Importverbot für Ware aus Vollspaltenhaltung kommen, alles andere wäre inkonsequent. Eine kleine Gruppe verursacht mit ihren vollkommen überzogenen Forderungen Verschlechterungen für die Breite der Gesellschaft, das kann niemand ernsthaft wollen”, so Lederhilger.

Haltungssysteme ganzheitlich betrachten

„Tierwohl und Tiergesundheit auf einen einzelnen Aspekt eines Haltungssystems wie den Fußboden zu beschränken, zeugt von fehlendem Wissen über Zusammenhänge in der Tierhaltung. Außerdem mindert es die tägliche Arbeit der Bäuerinnen und Bauern, welche die Tiere bestmöglich versorgen wollen. Die Haltung auf Spaltenböden ist ein in Europa sowie weltweit verbreitetes Konzept in der Schweinehaltung. Auf perforierten Böden kann Urin besser abfließen und Kot wird durchgetreten. So bleiben die Bodenfläche und die Tiere trocken und weitgehend sauber. Auf diesen Flächen entstehen somit auch weniger Emissionen. Bei hohen Temperaturen im Sommer verschaffen perforierte Betonböden ohne Einstreu den Schweinen auch eine gewisse Kühlung, da die Tiere nicht schwitzen können. Es sei auch erwähnt, dass die Verwendung von Einstreu hygienische Risiken wie erhöhte Keimbelastung, Pilz- und Schimmelgifte, Staub oder Parasiten mit sich bringen kann”, gibt der VÖS-Obmann zu bedenken.

Angebliche Vorbilder hinterfragen

„Wenn Schweden von bestimmten Gruppen als ultimatives Musterbeispiel für Schweinehaltung dargestellt wird, so muss man auch erwähnen, dass das Land seit seinem EU-Beitritt einen Großteil seiner Schweineproduktion verloren hat. Dies ist darauf zurückzuführen, dass den dortigen Produzenten aufgrund der sehr hohen Standards die Wettbewerbsfähigkeit genommen wurde. Das Land ist mittlerweile zu einem Importeur von Schweinefleisch und damit auch von ausländischen Tierschutzstandards geworden. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch in Schweden liegt nur mehr bei rund 80%”, mahnt Lederhilger.

Da bezüglich Vollspaltenböden auch ein Vergleich mit Ländern wie Dänemark gezogen werde, sei auch ein Blick auf die Durchschnittsbestände angebracht, um ein realistisches Bild zu zeichnen. “In Österreich werden pro Betrieb durchschnittlich 120 Schweine gehalten, in Dänemark sind dies rund 3.800. Die Darstellung, in unserem Land würden ‘Tierfabriken’ bestehen, ist somit nicht haltbar. Zudem fehlt jegliche wissenschaftlich belastbare Definition des Terms ‘Tierfabrik’, der bloß negative Emotionen schüren soll”, stellt der Obmann klar. Wer sich ein realistisches Bild von der Landwirtschaft und der Schweinehaltung machen wolle, den verweise er auf den Verein “Land schafft Leben“oder er rate zu einem Besuch bei Schweinebauern in seiner Region.

Programme mit Strohhaltung in Österreich – Status quo

„Markenfleischprogramme mit Strohhaltung bestehen bereits in Österreich. Allerdings liegt ihr Marktanteil im Lebensmitteleinzelhandel bisher noch immer unter 10%. Dies hat den Grund, dass die Produkte aus diesen Systemen und Programmen etwas teurer sind. Die heimischen Konsumenten sind aber nur teilweise bereit, diese Mehrkosten zu tragen. Verbote zu fordern, ohne auch die Abgeltung der entstehenden Mehrkosten für Investitionen und laufenden Betrieb für die Landwirtschaft und auch die Konsumenten zu berücksichtigen, zeugt von vollkommener Unkenntnis der landwirtschaftlichen Märkte und Wertschöpfungsketten”, so der VÖS-Obmann.

Heimische Regelungen erst 2017 verschärft

Entsprechend der 1. Tierhaltungsverordnung, welche 2017 zuletzt geändert wurde, gilt in Österreich beispielsweise das verpflichtende, tägliche Angebot von organischem Beschäftigungsmaterial. Dazu gehören Raufutter (Stroh, Heu, Maissilage etc.), Hanfseile, Holz, Sägemehl, Pilzkompost, Torf oder eine Mischung dieser Materialien. ”Dies ist bei Weitem nicht Standard in vielen EU-Ländern”, erläutert Lederhilger.

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